Ein wirkungsvolles Projekt- und Prozessmanagement gehört heute zu den Kernkompetenzen moderner Führungskräfte. Wer Projekte strukturiert steuern, Abläufe effizient gestalten und Veränderungen zielgerichtet begleiten kann, schafft die Grundlage für Innovation, Produktivität und nachhaltigen Unternehmenserfolg. Und das Beste daran? Projekt- und Prozessmanagement-Skills kann man sich nebenberuflich aneignen. Damian Tomaschett, Experte und Leiter der Nachdiplomstudiengänge in Projekt- und Prozessmanagement, im Interview.
Damian Tomaschett, warum ist Projekt- und Prozesskompetenzen heute ein wichtiges Thema?
Fachkräfte im Projekt- und Prozessmanagement sind gefragter denn je, weil die Babyboomer-Generation langsam in Pension geht und eine neue Generation von Führungskräften diese Skills aufbauen muss.
Für welche Führungskräfte sind diese Skills wichtig?
Für Personen, die sich neu orientieren möchten und ab einem gewissen Alter die Möglichkeit haben, eine Abteilung zu übernehmen oder ein Unternehmen zu leiten. Dann lohnt sich ein Nachdiplomstudium in Projekt- und Prozessmanagement besonders.
Welche Vorkenntnisse müssen die Interessentinnen und Interessenten mitbringen?
Grundsätzlich ist gute Berufserfahrung zentral, dazu ein Abschluss auf Tertiärstufe. Das heisst: Man sollte eine Lehre abgeschlossen haben und idealerweise einen höheren Abschluss wie einen eidg. Fachausweis oder ein HF-Diplom mitbringen. Es besteht aber auch die Möglichkeit, ohne höheren Bildungsabschluss «sur dossier» einzusteigen, sofern entsprechende Berufserfahrung vorhanden ist.
Welchen praktischen Nutzen nimmt eine Studentin oder ein Student mit?
Der direkte Nutzen für die Teilnehmenden – und natürlich auch für deren Unternehmen – besteht darin, dass in jedem Modul ein realer «Case» aus dem eigenen Arbeitsumfeld bearbeitet wird. Die Ergebnisse können anschliessend direkt im Unternehmen umgesetzt werden. Die Erfahrung zeigt, dass dies für die Betriebe einen grossen Mehrwert bietet, da sie unmittelbar vom Studium ihrer Mitarbeitenden profitieren. Wir erhalten oft sehr positives Feedback von Studierenden und Firmen, etwa weil sie durch die Anwendungsfälle ihre Lagerhaltung oder Produktionsprozesse optimieren konnten. Das Nachdiplomstudium ist branchenneutral: Unsere Studierenden kommen aus ganz unterschiedlichen Bereichen – vom Gesundheitswesen über die öffentliche Verwaltung bis zur Industrie und zum Gewerbe. Beim Modul Projektmanagement besteht darüber hinaus - sozusagen als Bonus - die Möglichkeit, die Prüfung IPMA Level D und die Prüfung zum Scrum Master zu absolvieren.
Welche Wissen und Kompetenzen werden konkret vermittelt?
Es gibt einen verhältnismässig kleinen theoretischen Teil im Bereich Projekt- und Prozessmanagement, in dem die Grundlagen nach Lehrbuch vermittelt werden. Wichtiger ist jedoch der Austausch unter den Studierenden, um reale Fälle gemeinsam zu «challengen» und zu reflektieren – dabei findet ein grosser Lernprozess statt. Unterstützt werden die Studierenden von Dozierenden aus der Praxis, etwa Abteilungsleitenden oder Geschäftsführenden, die ihre langjährige Erfahrung in den Lehrgang einbringen.
Wie ist das Studium aufgebaut?
Ein Nachdiplomstudium besteht aus vier Modulen. Es gibt zwei Pflichtmodule – Projektmanagement und Prozessmanagement – sowie ein Wahlpflichtmodul, das die Studierenden nach Interesse wählen können. Wer diese drei Module erfolgreich abschliesst, wird zum vierten Modul, dem Diplommodul, zugelassen.
Was erwartet die Studierenden im Diplommodul?
Nach einer Einführung geht es darum, einen Fall aus dem eigenen Unternehmen in einer Diplomarbeit zu bearbeiten. Dafür stehen zwölf Wochen zur Verfügung. Die Arbeit wird anschliessend vor einer Expertin oder einem Experten aus dem Fachbereich sowie einer Projekt- bzw. Prozessexpertin oder einem -experten präsentiert.
Wie viel Zeit muss man in ein solches Nachdiplomstudium investieren?
Das Nachdiplomstudium kann nebenberuflich absolviert werden. Es dauert insgesamt drei Semester und besteht aus drei thematisch aufeinander abgestimmten Modulen. Der Unterricht findet alle zwei Wochen am Freitag und Samstag statt. Nach erfolgreichem Abschluss erhalten die Teilnehmenden den eidgenössisch anerkannten Titel «Dipl. Projekt- und Prozessmanager/-in NDS HF».
Und was bedeutet dieser Titel konkret?
Es handelt sich um ein anerkanntes Diplom, das bescheinigt, dass man in der Lage ist, Projekte und Prozesse kontinuierlich zu analysieren, zu bewerten und zu verbessern – ein grosser Gewinn für jedes Unternehmen. Davon profitieren sowohl die Studierenden als auch die Betriebe, die ihren Mitarbeitenden eine solche Weiterbildung ermöglichen.
Damian Tomaschett, danke für das Gespräch.
Weitere Informationen zum Lehrgang Projekt- und Prozessmanagement an der ibW Höhere Fachschule Südostschweiz gibt es hier. Der nächste Lehrgang startet im Februar 2026.